Klima ist nicht gleich Wetter

Um den Klimawandel zu verstehen, ist es wichtig, zunächst die Begriffe „Klima“ und „Wetter“ zu definieren und diese voneinander abzugrenzen:

Das Wetter ist der kurzfristige physikalische Zustand der Atmosphäre, der zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem geografisch abgrenzbaren Ort (z. B. in einer Stadt oder Region) herrscht. Es wird durch ein Wirkungsgeflecht der meteorologischen Elemente wie Temperatur, Bewölkung, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Windgeschwindigkeit und -richtung sowie Sichtweite charakterisiert.

Der Begriff „Klima“ beschreibt hingegen das statistische Durchschnittswetter, welches über einen längeren Zeitraum an diesem bestimmten Ort herrscht. Als Betrachtungszeitraum wurde von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ein Intervall von 30 Jahren als Klimanormalperiode definiert. Durch diese Festlegung ist es möglich, verschiedene Klimanormalperioden miteinander zu vergleichen und so Veränderungen und Trends festzustellen.

Klimawandel

Grundsätzlich ist unter dem Klimawandel eine langfristige Veränderung des globalen und regionalen Klimas zu verstehen, unabhängig davon, ob diese auf natürliche oder anthropogene (= durch den Menschen beeinflusste) Ursachen zurückzuführen ist. Wenn in der heutigen Zeit vom Klimawandel die Rede ist, ist damit vor allem ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen („globale Erwärmung“) gemeint.

Vereinfacht dargestellt erfolgt die globale Erwärmung der Erdatmosphäre ähnlich wie bei einem Gewächshaus (auch Treibhaus genannt). Deshalb ist im Zusammenhang mit dem Klimawandel oftmals auch vom sogenannten „Treibhausgaseffekt“ die Rede. Durch die Scheiben eines Gewächshauses dringen Sonnenstrahlen ein und treffen dort auf den Boden, wodurch dieser erwärmt wird. Der Boden strahlt anschließend Wärme in Form von Wärmestrahlen ab. Diese Wärmestrahlen verlassen das Treibhaus jedoch nicht vollständig. Ein Teil von ihnen wird durch die Glasscheiben reflektiert und bleibt so im Inneren des Treibhauses erhalten, wodurch es sich gegenüber seiner äußeren Umgebung erwärmt.

Auf unser Erdsystem übertragen, übernehmen die Treibhausgase die Rolle der Glasscheiben: Die Sonnenstrahlen gelangen ungehindert durch die Atmosphäre zur Erdoberfläche. Beim Auftreffen erwärmen sie die Erdoberfläche und werden somit in Wärmestrahlen umgewandelt. Die Wärmestrahlen verlassen unsere Atmosphäre anschließend jedoch nicht vollständig wieder. Die Treibhausgase in der Atmosphäre reflektieren einen Teil der Wärmestrahlen, sodass diese in der Atmosphäre erhalten bleiben. Das Ergebnis dieser positiven Strahlungsbilanz ist, dass die Erde zunehmend wärmer wird.

Der Treibhausgaseffekt ist ein natürliches Phänomen, welches das Überleben auf unserem Heimatplaneten überhaupt erst ermöglicht. Ohne den natürlichen Treibhausgaseffekt betrüge die durchschnittliche Temperatur auf der Erde circa -18° C und nicht wie derzeit etwa +15° C. Durch menschliche Aktivitäten (z. B. Autofahren, Industrieproduktion oder auch Nutztierhaltung) nimmt die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre allerdings kontinuierlich zu, sodass ein immer größerer Teil der Wärmestrahlung die Erdatmosphäre nicht mehr ungehindert verlassen kann. Im Umkehrschluss steigen dadurch also auch die Durchschnittstemperaturen auf der Erdoberfläche immer weiter an.

Obwohl der Klimawandel sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen haben kann, wird er im allgemeinen Sprachgebrauch zumeist auf die menschlich bedingten Veränderungen des Klimas reduziert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die aktuelle Erwärmung der Atmosphäre, Ozeane und Landflächen ein beispielloses, vorher nie dagewesenes Ausmaß erreicht hat, das eindeutig auf die menschlichen Aktivitäten seit Beginn der Industrialisierung zurückzuführen ist. Die anthropogen versursachte Zunahme an Treibhausgasen in der Atmosphäre hat bereits zu weitreichenden und schnellen Veränderungen in der Atmosphäre, den Ozeanen, sowie der Kryosphäre (= alle Formen von Eis und Schnee im Klimasystem der Erde) und Biosphäre (= Gesamtheit aller von Lebewesen besiedelten Schichten der Erde) geführt.

Der anthropogene Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt. Auch der Märkische Kreis und die Gemeinde Herscheid bleiben davon nicht verschont, wie beispielsweise das Starkregenereignis „Bernd“ im Juli des Jahres 2021 oder die Borkenkäferkalamität in den hiesigen Wäldern eindrucksvoll zeigen.

Globales Problem mit regionalen Auswirkungen

Der Klimawandel ist ein, durch grenzüberschreitende Treibhausgase ausgelöstes, internationales Problem, das Staaten, Länder und Regionen in allen Teilen der Welt bedroht. Treibhausgase werden, wenn auch in einem sehr stark variierenden Ausmaß, von allen Ländern weltweit versursacht und überall auf der Welt zeigen sich bereits deutliche Anzeichen des Klimawandels.

Da die Auswirkungen des Klimawandels aber nicht getreu dem Verursacherprinzip erfolgen und kleinere Entwicklungsländer oft überproportional stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, ist es notwendig, dass insbesondere die wohlhabenden Industriestaaten mit gutem Beispiel vorangehen und einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.

Deutschland ist derzeit der sechstgrößte Treibhausgasemittent und hat als eine der führenden Industrienationen weltweit bereits einen prall gefüllten CO2-Rucksack angehäuft. Es ist deshalb höchste Zeit endlich unserer Verantwortung gerecht zu werden und den Klimaschutz ernsthaft voranzutreiben.

Die Gemeinde Herscheid ist sich ihrer Verantwortung, als Kommune einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten zu können, bewusst und hat deshalb im Jahr 2020 ein durch die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMU) gefördertes Integriertes Klimaschutzkonzept erstellt, zu dessen Umsetzung im Jahr 2021 ein ebenfalls durch die Initiative geförderter Klimaschutzmanager eingestellt wurde.

Klimaschutz

Als Klimaschutz werden alle Maßnahmen, die auf die Begrenzung der globalen Erwärmung ausgerichtet sind, bezeichnet. Konkret sind darunter sämtliche Maßnahmen zusammengefasst, aus denen eine Reduktion der durch menschliches Handeln versursachten Treibhausgas-Emissionen resultiert.

Mit steigenden Treibhausgasemissionen und Temperaturen nimmt auch die Gefahr einer unkontrollierbaren Kettenreaktion zu: Zentrale Elemente des irdischen Klimasystems, sogenannte „Kippunkte“, geraten bei Überschreitung bestimmter Temperaturen aus dem Gleichgewicht. Die Folge davon wären abrupte, großflächige und irreversible Klimaänderungen. Bei welchen Temperaturen genau diese Kippunkte erreicht werden ist derzeit wissenschaftlich noch nicht exakt geklärt, sicher ist aber, dass das Risiko mit fortschreitender Erwärmung immer weiter ansteigt.

Aktuell beträgt die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Durchschnitt etwa 1,1° C.

Unter den gegebenen Umständen - also wenn weltweit weiter so viel CO2 ausgestoßen werden würde, wie bisher - könnte sich die globale Durchschnittstemperatur wissenschaftlichen Prognosen zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 3,6° C erwärmen.

Eine solch starke Erwärmung birgt unkalkulierbare Risiken: Der Anstieg des Meeresspiegels und die Ausweitung von Trockengebieten werden einige Landstriche nicht mehr bewohnbar machen, sodass Millionen von Menschen zu Flüchtlingen werden. Vermehrte Dürren sowie häufiger auftretende Extremwettereignisse werden zudem die Nahrungsmittelsicherheit bedrohen. Die negativen Auswirkungen werden sich auch in einer Verringerung des globalen Wirtschaftswachstums niederschlagen und sich vor allem in den ärmeren Regionen der Welt negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirken.

Auch in Deutschland würde ein ungebremster Klimawandel dazu führen, dass die Risiken durch Hitze, Trockenheit und Starkregen im gesamten Bundesgebiet signifikant zunähmen. Die Schäden breiten sich dabei wie bei einem Dominoeffekt von heute bereits stark beeinträchtigten Ökosystemen wie Böden, Wäldern und Gewässern aus und beeinträchtigen letztendlich auch den Menschen und seine Gesundheit. Der Klimawandel bedroht somit die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen und schränkt ihre Freiheiten ein. Diese Auffassung bestätigte im April des Jahres 2021 auch das Bundesverfassungsgericht und sorgte damit für eine Nachschärfung des Bundes-Klimaschutzgesetzes für den Zeitraum bis 2030, damit Treibhausgaseinsparungen nicht einfach auf nachfolgende Generationen verlagert werden und diese damit in ihren Grundrechten beeinträchtigen.

Der IPCC, ein zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen empfiehlt als Ziel, auf das die globale Erwärmung dringend beschränkt werden sollte, damit weitreichende und unkontrollierbare Veränderungen des globalen Klimasystems ausbleiben, die Marke von 1,5° C.

In Anbetracht der bisherigen Erderwärmung von 1,1° C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bleibt also kein großes CO2-Budget mehr übrig, das die Menschheit noch ausstoßen kann.

Mit den bisherigen Anstrengungen kann das 1,5-Grad-Ziel also unter keinen Umständen eingehalten werden. Selbst wenn alle Staaten des Pariser Klima Abkommens ihre angekündigten Versprechen und Ziele zur Emissionsminderung vollständig einhalten, ist im Durchschnitt eine globale Erwärmung von +2,1° C zu erwarten.

Es ist also dringen an der Zeit den Klimaschutz ernst zu nehmen und wirkungsvolle Maßnahmen zur Reduktion des Treibhausgasausstoßes umzusetzen!

Nachfolgend sind deshalb Ideen und Maßnahmen aufgeführt, die jeden einzelnen dazu inspirieren und motivieren sollen einen individuellen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

 

Klimaanpassung

Klimaanpassung oder Klimafolgenanpassung beschreibt alle Maßnahmen und Initiativen, die dazu dienen, die Vulnerabilität (=Empfindlichkeit) natürlicher und menschlicher Systeme gegenüber den bereits existierenden und zukünftig zu erwartenden Veränderungen des Klimas zu verringern und so die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Der Klimawandel ist längst Realität. Auch in Herscheid spüren wir ihn bereits. Der Hitze- und Dürresommer 2018 oder das Starkregenereignis im Juli 2021 verdeutlichen dies exemplarisch. Zukünftig werden wir noch verstärkt mit steigenden Temperaturen, Trockenperioden und häufiger auftretenden Extremwetterereignissen konfrontiert werden.

Um besser mit dem Klimawandel und seinen Folgen umgehen zu können, Schäden zu verringern und existierende Chancen zu nutzen, ist es deshalb wichtig, neben Maßnahmen zum Klimaschutz auch gezielt Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel anzustoßen.

Die Folgen des Klimawandels beeinflussen bereits heute zentrale Bereiche unseres Lebens wie etwa unser Wohnen, unsere Arbeit oder unsere Gesundheit und werden dies in Zukunft noch stärker tun. Deshalb ist es sehr wichtig, umgehend die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um die Schäden für Natur und Gesellschaft so gering wie möglich zu halten.

Zentrale Handlungsfelder bei der Anpassung an den Klimawandel sind Stadtentwicklung, Katastrophenschutz, Wasserwirtschaft, Hochwasserschutz, Industrie und Gewerbe, Landwirtschaft, Wald und Forstwirtschaft, menschliche Gesundheit oder Tourismus. Viele Maßnahmen fallen also in die Handlungssphäre von Politik, Verwaltung oder in den Tätigkeitsbereich von Unternehmen, doch auch auf der individuellen Ebene gib es Möglichkeiten, als Privatperson einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel zu leisten. Hilfreiche Tipps und Ideen, wie dies gelingen kann, haben wir auf der folgenden Seite zusammengestellt.