der Gemeinde Herscheid

Erstmalig wurde die Gemeinde Herscheid unter dem Namen „HERTSCEIDO" in einer Stiftungsurkunde des Bischofs Anno von Köln im Jahre 1072 erwähnt. Doch kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, daß die ersten Siedlungen in dem Herscheider Gemeindegebiet im 4. Jahrhundert entstanden sind. 1072 übertrug Erzbischof Anno II. von Köln die Kirche zu Herscheid dem Benediktinerkloster Grafschaft (bei Schmallenberg) "zur Kleidung und Nahrung der Mönche". Vom 12. Jahrhundert bis zur Gerichtsreform im Jahre 1753 bildete das Kirchspiel Herscheid einen eigenen Gerichtsbezirk. Die Verwaltung des Kirchspiels erfolgte vom 15. Jahrhundert bis 1753 durch den örtlichen Richter und fünf Bauernschaftsvorsteher. An die Stelle des Richters trat bis zur Besetzung durch französische Soldaten im Jahre 1809 ein Ortsvorsteher. Unabhängige und freie Bauern (Geerbte, Beerbte oder Meistgeerbte) wählten auf den Erbentagen die Vorsteher. Eine alte Einrichtung bildeten die fünf Bauernschaften, die schon Mitte des 16. Jahrhunderts erwähnt wurden. Von 1806 bis 1814 bestand die Mairie Ebbe, zu der auch Valbert gehörte, mit dem Bürgermeister an der Spitze. Landwirtschaft, Jagd und Fischfang bildeten jahrhundertelang die Lebensgrundlage der Einwohner. Der schwere Existenzkampf der Herscheider Bauern wurde fühlbar erleichtert, als um 1200 an das Kirchspiel die sogenannte Herscheider Mark, eine Fläche von 4.470 Morgen Wald, zur allgemeinen Nutzung auf genossenschaftlicher Basis übertragen werden konnte. Eine Aufteilung der Binnenmark erfolgte 1756 und der Außenmark, die sich teilweise über sechs benachbarte Ämter erstreckte, nach heftigen Auseinandersetzungen 1819. Am 01.05.1862 äscherte ein verheerender Brand bei großer Dürre im Dorf Herscheid 34 strohgedeckte Häuser ein. Kriege und Kriegslasten führten vom 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer Verarmung der Bauern. Der karge Boden und die ungünstigen klimatischen Verhältnisse zwangen die Bewohner schon im 15. Jahrhundert zu gewerblicher Tätigkeit. Die Bergbautätigkeit, die bereits im 13. Jahrhundert begann, erreichte mit dem Abbau von Erz in den heimischen Bergen im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Später entwickelten sich an den Bachläufen, deren Wasserkraft ausgenutzt wurde, Hammerwerke, die ein leicht formbares Schmiedeeisen – Osemund – erzeugten. Besitzer dieser Osemundhämmer waren die Reidemeister, bemittelte Grundbesitzer. Das Osemundgewerbe, dessen Schwergewicht im Raum Lüdenscheid, Herscheid und im oberen Volmetal lag, erlangte im ausgehenden 17. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts seine größte Bedeutung. Anfang des 19. Jahrhunderts gelang es im Ruhrgebiet, durch ein wesentlich billigeres Verfahren Schmiedeeisen herzustellen. Dadurch bedingt mußte die Herscheider Industrie auf die Fertigung von Kleineisenwaren aller Art umstellen; eine Produktion, die seit mehreren Jahrzehnten durch Kunststofferzeugnisse ergänzt wird. Durch die im Kriegsjahr 1915 fertiggestellte Stichbahn von Plettenberg nach Herscheid – deren Weiterbau bis Lüdenscheid nicht vollendet wurde – erhielt Herscheid Anschluß an das Bahnnetz, was sich sehr förderlich auf die wirtschaftliche Entwicklung der heimischen Industrie auswirkte. Im Zuge der allgemeinen Rationalisierung wurde 1969 auf der Bundesbahnstrecke Herscheid – Plettenberg-Oberstadt der gesamte Zugverkehr eingestellt. Seit Wegfall des Bahnanschlusses erfolgt die Personen- und Güterbeförderung nur noch im Straßenverkehr. Eine wesentliche Verbesserung wurde 1971 mit der Fertigstellung der nur 6 km entfernten Autobahn A 45 (Sauerlandlinie) erzielt, indem eine Verbindung mit dem überörtlichen Straßennetz geschaffen wurde. Durch die zum 01.01.1969 wirksam gewordene kommunale Neugliederung, die für die Gemeinde nur unwesentliche Grenzberichtigungen mit sich brachte, wurde ihre Selbständigkeit bestätigt. Die günstigen Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde sind damit ausdrücklich anerkannt worden. 

Weitere Informationen zur Geschichte Herscheids finden Sie auch auf der Homepage des Geschichts- und Heimatvereins.