Unterwegs mit dem Winterdienst - warum dieser Job nichts für schwache Nerven ist....

Bei einer Tour mit dem Winterdienst haben wir einmal genauer hingesehen, mit welchen Problemen die Mitarbeiter des Bauhofes täglich zu kämpfen haben.

„Bei uns hier oben wurde noch nicht geschoben. Ich muss aber jetzt zur Arbeit und komme nicht aus meiner Einfahrt raus…“ Solche und ähnliche Anrufe nimmt Thomas Deitmerg, Vorarbeiter beim Bauhof der Gemeinde, aktuell täglich entgegen. Die meisten Anrufer bleiben dabei höflich, viele sind jedoch in ihrem Zorn kaum zu bremsen und werden sogar beleidigend. „Unser Team hier ist wirklich hilfsbereit und wir versuchen wirklich, es allen Bürgern der Gemeinde recht zu machen. Das klappt aber nicht immer - aber deswegen muss man sich doch nicht gleich beschimpfen lassen!“, findet er. Mittlerweile habe er sich ein „dickes Fell“ angeeignet und lasse manche Kommentare, die vor allem über Facebook und Co. zu den Bauhofmitarbeitern vordringen, nicht an sich heran.

Schlimmer sei das bei seinen Kollegen, die täglich auf den Straßen unterwegs sind und direkt beschimpft werden. Einer davon ist Sebastian Schmale, der – wie die anderen Kollegen im Winterdienst - seit Ende Dezember täglich von nachts 4 Uhr bis nachmittags um 17/18 Uhr mit dem Schneepflug im Dorf unterwegs ist. Wenn es den ganzen Tag schneit, rückt der Feierabend auch schonmal bis in den späten Abend.

Eine Fahrt mit Sebastian Schmale zeigt: Der Job ist ist definitv nichts für schwache Nerven. Seine Tour beginnt - wie für alle anderen Kollegen im Winterdienst auch - morgens um 4 Uhr, seit dem 28. Dezember durchgängig an sieben Tagen die Woche. Feiertage? Wochenenden? Fehlanzeige! „Im Winter ist das halt so, das ist unser Job“, sagt Sebastian Schmale gut gelaunt, ob wohl er seit einem Monat keinen freien Tag mehr hatte. Sein Gebiet ist der Ortskern – eine Aufgabe, für die ihn sicher keiner seiner Kollegen beneidet. Die Ortsmitte täglich mit dem Schneepflug zu „bearbeiten“, ist nämlich mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Nebenstraßen sind teilweise sehr eng, außerdem stellen viele Bürger ihre Autos am Fahrbahnrand ab – natürlich denkt an einem regnerischen Vorabend keiner daran, dass am nächsten Morgen eventuell der Winterdienst da durchkommen muss.

Sebastian Schmale hat eine sogenannte Prioritätenliste mit dabei. Er arbeitet quasi immer nach dem gleichen Schema. Auf der Liste stehen an oberster Stelle die Hauptstraßen und die Schulwege, die zuerst freigeräumt werden müssen. Danach kommen die weniger befahrenen Straßen und Nebenstraßen. Insgesamt ist Sebastian Schmale aber für alle Gemeindestraßen im Ortskern zuständig. Was keiner sieht: Schmale fährt diese Straßen im Ortskern bei ununterbrochenem Schneefall täglich mehrmals ab. „Wenn ich aber um 6 Uhr eine Straße geräumt habe und es schneit, kann es natürlich zwei Stunden später dort schon wieder ganz anders aussehen. Dann heißt es oft von den Bürgern: „Es war aber noch niemand zum Schieben da!“" Das sei der Klassiker, denn solche Behauptungen höre er öfter. „Den Leuten kann man das dann aber auch erklären und die glauben uns das nicht. Teilweise werde ich sogar bedroht“, berichtet Schmale. Neulich habe sogar ein Bürger eine Schneeschaufel erhoben und damit gedroht, zuzuschlagen.  Sätze wie: „Wie kann man so doof sein? Schaltet doch mal euer Gehirn ein!“, seien leider schon lange keine Seltenheit mehr.

Viele Bürger haben ebenfalls wenig Verständnis dafür, das teilweise ihre Zuwegungen zur Garage oder Einfahrten durch die Schneeberge des Winterdienstes verengt werden. Besonders an Wendestellen sei das häufig ein Streitthema zwischen Schmale und den Anwohnern. „Teilweise sind die Wendestellen so gebaut, dass Garagen an Carports grenzen und dazwischen kein Platz zur Schneelagerung vorhanden ist. Wenn ich aber die Flächen freiräumen muss – und das ist meine Aufgabe – müssen die Schneemassen schließlich irgendwo hin. Ich kann die Schneeberge ja nicht wegzaubern“, erklärt der Bauhofmitarbeiter die klassische Situation, aus denen immer wieder Konflikte mit Bürgern entstehen.

Etwas weniger konfliktreich ist der Winterdienst für die Kollegen vom Bauhof, die in den Außenbezirken schieben. Einer davon ist Carsten Leidel, der schon seit 20 Jahren beim Bauhof beschäftigt ist und seitdem „keine Sekunde bereut hat“, wie er selbst erzählt. Er macht seinen Job gerne, vor allem das Schneeschieben. Dennoch sei es langsam auch mal wieder Zeit für andere Arbeiten (wie z.B. den Grünschnitt), wie er findet. Diese Arbeiten bleiben nämlich momentan liegen, bis der Schnee weg ist.

Auch er habe hin und wieder mit Beschwerden zu tun, allerdings keinesfalls in dem Ausmaß, wie es Kollege Schmale häufig ertragen muss.  „Ich schiebe unter anderem in Reblin und dem Bereich bis zur Oester. Dort bin ich aufgewachsen und kenne sehr viele Leute. Die sprechen mich dann natürlich ganz anders an, als beispielsweise ein Fremder“, weiß Leidel um den Vorteil der persönlichen Beziehungen. Dennoch kommt es auch in den Außenbereichen immer wieder zu Unverständnis der Anwohner. „Die leben teilweise in der letzten Ecke mitten im Wald und verlangen, dass ich schon um 5 Uhr morgens dort schiebe“, erklärt Leidel. Daran, dass der Bauhof aber insgesamt täglich für etwa 110 Kilometer Straßennetz zuständig ist, denkt keiner. „Ich kann nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein, das funktioniert einfach nicht“, so Leidel. Wenn er morgens um 4 Uhr im Ortsteil Hüinghausen anfängt, arbeitet er sich über Reblin bis nach Kiesbert und Weiße Ahe durch. „Wo ich um 4 Uhr war, kann durchaus nach einer Stunde schon wieder alles weiß sein, das ist einfach so“. Dafür, dass der Bauhof aber nicht 50 Fahrzeuge gleichzeitig im Einsatz haben kann, haben die Wenigsten Verständnis.

In der Regel fährt der Winterdienst bei Schneefall täglich von 4 Uhr morgens bis es aufhört zu schneien und die Straßen . Dabei sind insgesamt 5 Fahrzeuge, drei größere und zwei kleinere mit im Einsatz. Es gibt auch schonmal Tage, an denen der Winterdienst teilweise bis zu zwölf Stunden durcharbeiten muss. Das hängt immer vom Schneefall ab. In der Regel ist aber am frühen Nachmittag Schichtende. „Diesen Winter ist alles anders, da sehr viel Schnee gefallen ist“, erklärt Thomas Deitmerg. Seit Ende Dezember arbeitet der Winterdienst täglich, um für die Sicherheit aller Herscheider zu sorgen.

Thomas Deitmerg ist sehr stolz auf sein Team, auf das man sich wirklich verlassen könne. „Was die Jungs hier täglich leisten, ist wirklich großartig. Wenn ich anrufe, sind alle da – da gibt es keine Ausnahme. Die arbeiten wirklich mit vollem Einsatz und. Egal ob Feiertag oder am Wochenende. Da gibt es nichts“, freut sich der Vorarbeiter. Er wünscht sich deshalb für alle von ihnen, dass ihnen etwas mehr Respekt aus der Bevölkerung entgegengebracht wird: „Kritik ist gut und wünschenswert. Jeder kann sich immer melden, falls es irgendwo zu Problemen kommt. Aber bitte respektvoll und ohne Beleidigungen. Mehr wollen wir gar nicht!“