Nach Brummerbuffet kommt der Unverpacktladen: Julien Eichhoff eröffnet die "Vorratskammer"

Julien Eichhoff ist kein Unbekannter in der Gemeinde. Der junge Mann sitzt aber nicht nur im Gemeinderat als parteiloses Mitglied und macht sich dort besonders für Umweltthemen stark, sondern sorgt auch immer wieder mit seinem Engagement für den Klimaschutz für Schlagzeilen in der heimischen Presse. Er ist beispielsweise Initiator des Herscheider Brummerbuffets (Saatgut-Automat) und sorgt damit dafür, dass mehr insektenfreundliche Pflanzen im Gemeindegebiet erblühen.

Jetzt wagte er nach einem Jahr Vorbereitungszeit einen mutigen Schritt: Er eröffnete die Vorratskammer an der Lüdenscheider Straße 21, den somit einzigen „Unverpacktladen“ im Märkischen Kreis. Bürgermeister Schmalenbach und Klimaschutzmanager Simon Mai statteten ihm kürzlich einen Besuch ab und zeigten sich sehr beeindruckt von Eichhoffs Geschäftsidee und seinem vielfältigen Sortiment. Die Gemeindevertreter ließen sich über das Konzept detailliert aufklären und bekamen einen individuellen Einblick in die Philosophie der Vorratskammer bei einem kleinen Rundgang.

Bürgermeister Schmalenbach lobte den Herscheider für sein Konzept: „Ich bin wirklich erstaunt, wie groß ihre Produktpalette ist und was Sie hier auf die Beine gestellt haben. Da steckt viel intensive Vorbereitungszeit und Wissen hinter. Wir freuen uns sehr, dass sie mit ihrem Geschäft die Gemeinde bereichern“.

Was ist ein Unverpacktladen?

In verschiedenen Behältern hängen Müsli- und Getreidesorten an der Wand. Direkt gegenüber steht ein Regal, in dem ausgediente Apothekerdosen aufgereiht sind, die Gewürze, Kaffee oder Tee beinhalten. Daneben befinden sich Edelstahlkannen mit Zapfhahn, die der Bevorratung von Öl oder Essig dienen. Alles Waren, die auch in Supermärkten erhältlich sind – aber dort eben verpackt – meistens in Plastik. In der Vorratskammer können die Kunden Behälter mitbringen oder vorhandene zum Transport nutzen, befüllen und wiegen. Somit wird viel Verpackungsmüll gespart und die Umwelt geschützt. Die Behältnisse für seine Waren hat er ebenfalls – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – gebraucht gekauft.

„Ich möchte weg vom überdimensionierten Einkauf hin zu bedarfsgerechter, nachhaltigerer Planung, die für weniger Müll sorgen soll“, so Eichhoffs Intention. Er sei erstaunt, wie viel Zulauf er seit der Eröffnung dieses Frühjahr bekommen habe: „Das sind oft nicht nur Herscheider. Viele Kundinnen und Kunden kommen auch aus den umliegenden Städten wie Lüdenscheid, Meinerzhagen und Plettenberg, um ihre Lebensmittel zu kaufen“, freut sich der Ladenbetreiber.

Eichhoff hat nicht nur Lebensmittel zu bieten: Waschmittel, Putzmittel, Körperpflegeprodukte, Toilettenpapier aus regionalem Stroh – bei ihm bleiben fast keine Wünsche übrig. „Das Einzige, das ich nicht anbiete, sind frische Produkte wie Gemüse, Milch, Eier oder Fleisch“, so Eichhoff. Die Gründe dafür seien simpel: zum Einen möchte er mit seinem Laden keine Konkurrenz zu den Hofläden oder dem Wochenmarkt bilden, zum Anderen öffnet sein Laden nicht täglich, da Eichhoff hauptberuflich eine Kindertagespflege betreibt und somit nur dienstags, donnerstags und samstags von 15 bis 18 Uhr öffnet. „Anders könnte ich das mit der Betreuung der Kinder aktuell nicht leisten. Ich denke aber darüber nach, auf kurz oder lang eine Aushilfe einzustellen, die mich unterstützen kann“, verrät er.

Klimaschutzmanager Simon Mai: „Wir freuen uns, dass es nun in Herscheid eine weitere Möglichkeit gibt, nachhaltig einzukaufen: In einem Unverpacktladen wird unnötiger Verpackungsmüll vermieden und man kann die Mengen völlig individuell wählen, sodass weniger Lebensmittel verschwendet werden und häufig ist der Einkauf dort nicht einmal teurer als im Supermarkt. Ich wünsche mir für Sie und für die Bürgerinnen und Bürger, dass der Laden zu einem festen Bestandteil im Herscheider Geschäftsleben wird“